Nicht selten steht ein Tonmeister vor der Entscheidung, eine Aufnahme nach erfolglosem "Take 42" abzubrechen. Diese unangenehme Situation ensteht aus der oft vorhandenen, jedoch irrigen Meinung, unzureichend vorbereitete Aufnahmen könnten durch "die Kunst des Schneidens" gerettet und glattgebügelt werden. Häufig wird moderne Studiotechnik mit der Möglichkeit verwechselt, aus falschen Tönen richtige zu machen. Das aber ist so ziemlich das einzige, was Studiotechnik nicht kann. Die fertige CD stellt die Musik immer nur so dar, wie sie zuvor aufgenommen wurde.

Deshalb bedeutet das Mikrofon vor der Nase nicht zuletzt Stress - um ein Vielfaches mehr als im Konzert. Und dieser Stress ist nur zu bewältigen, wenn Sie als Interpret Ihre Musikstücke peinlichst genau und konzertreif vorbereitet haben. Bedenken Sie, dass Sie für Ihr musikalisches Ergebnis nach Erscheinen der CD vom schlimmsten und ungnädigsten aller Musikkritiker zur Rechenschaft gezogen werden, nämlich von sich selbst. Gehen Sie also bei der Vorbereitung keine Kompromisse ein. Gehen Sie erst ins Studio, wenn Sie selbst mit dem zu erwartenden Ergebnis gut leben können.

Geben Sie doch ein kleines Konzert für Freunde und Verwandte. Konzerte sind ohnehin die beste Vorbereitung auf eine CD-Produktion. Denn nur Konzerte spiegeln die reale Situation im Studio wider. Nutzen Sie dabei auch die Möglichkeit, die aufzunehmenden Titel unserem Tonmeister vorzuspielen. Er besucht Sie gerne privat oder im Konzert und wird Ihnen wohlwollend-kritisch zuhören. Er kann Sie dann auf Gefahrenstellen bei der Aufnahme hinweisen und Ihnen helfen, sich darauf vorzubereiten. Chöre und Instrumentalensembles besuchen wir gerne rechtzeitig vor der Aufnahme in einer Probe, um eventuell noch Tips für den grossen Moment geben zu können.

Je besser die Vorbereitung, desto kürzer die Aufnahmedauer. Bedenken Sie, dass Sie den letzten Titel immer noch in der gleichen Frische wie den ersten aufnehmen wollen. Zügige Aufnahmen sind konzentrierter, besser und nicht zuletzt billiger.